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Radio Bremen - Anstalt des öffentlichen Rechts - Jahresabschluss und Konzernlagebericht für das Geschäftsjahr 2019 - Anlage 3: Konzernlagebericht für das Geschäftsjahr 2019

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juris-Abkürzung:
Dokumenttyp:
Dokumenttyp: Wappen Bremen
Gliederungs-Nr::
Normgeber:Der Senator für Finanzen
Erlassdatum:03.07.2020
Fassung vom:03.07.2020
Gültig ab:12.11.2020
Quelle:Wappen Bremen
Gliederungs-Nr:keine Angaben verfügbar
Norm:§ 25 RBG
Radio Bremen - Anstalt des öffentlichen Rechts - Jahresabschluss und Konzernlagebericht für das Geschäftsjahr 2019 - Anlage 3: Konzernlagebericht für das Geschäftsjahr 2019

Konzernlagebericht für das Geschäftsjahr 2019

Gemäß § 25 Radio Bremen Gesetz hat Radio Bremen Anstalt des öffentlichen Rechts (im Folgenden „Radio Bremen“) einen Konzernabschluss zu erstellen.

Der Konzernabschluss 2019 konsolidiert daher die jeweiligen Jahresabschlüsse von Radio Bremen, der Radio Bremen Media GmbH und der Bremedia Produktion GmbH wie im Vorjahr voll.

A. Darstellung des Geschäftsverlaufs

1.
Das Ziel von Radio Bremen ist, die Menschen im Land Bremen und umzu dem Radio Bremen Gesetz entsprechend zu informieren, Plattform für Dialog zu bieten, Kultur- und Bildungsangebote zu bieten und ansprechend zu unterhalten. Als Teil der ARD liefert Radio Bremen Programmangebote für alle Plattformen und Ausspielwege aus Bremen. Im Folgenden wird die Publikumsbilanz für das Jahr 2019 dargestellt. Außerdem werden die wichtigsten Auszeichnungen in den Tätigkeitsbereichen Fernsehen, Hörfunk und Online aufgeführt. Zum Ende der Ausführungen wird noch einmal gesondert auf die Berichterstattung zur Wahl der Bremischen Bürgerschaft am 26. Mai 2019 hingewiesen.
Zweimal täglich setzt das Informationsmagazin buten un binnen seine Zuschauer*innen über die wichtigsten Ereignisse aus dem Bundesland Bremen und dem Bremer Umland ins Bild. Der Marktanteil der Kompakt-Ausgabe „buten un binnen um 6“ (mit Sportblitz und Wetter) lag im Jahr 2019 in Bremen bei durchschnittlich 14,8% (Ø 19 000 Zuschauer*innen). Die Hauptausgabe von buten un binnen um 19.30 Uhr erreichte in Bremen einen durchschnittlichen täglichen Marktanteil von 30,8% (Ø 56 000 Zuschauer*innen). Im Vergleich aller norddeutschen Landesprogramme belegt buten un binnen damit den zweiten Platz hinter dem Nordmagazin (30,9%).
Mit dem Tatort sind Radio Bremen und das Bundesland im Ersten verlässlich präsent. Der Tatort „Wo ist nur mein Schatz geblieben?“ wurde am 22. April 2019 im Ersten ausgestrahlt. Mit diesem Tatort wurden 8,6 Millionen Zuschauer*innen erreicht, was einer Einschaltquote von 25,7% entspricht.
„3nach9“, die von Judith Rakers und Giovanni di Lorenzo moderierte dienstälteste Talkshow im deutschen Fernsehen, erreichte im Jahr 2019 durchschnittlich 420 000 Zuschauer*innen und einen Marktanteil von 11% in Norddeutschland. Erstmals wurde „3nach9“ zudem bundesweit im Ersten gesendet. Die beiden Ausgaben des „Talks am Dienstag“ erreichten einen Marktanteil von 9,4 bzw. 9,8%.
Das Sketch-Comedy-Format „Kroymann“ und der Fernsehzweiteiler „Gladbeck“ erhielten am 31. Januar 2019 den Deutschen Fernsehpreis 2019. Das Team rund um Schauspielerin, Musikerin und Satirikerin Maren Kroymann wurde in der Kategorie „Beste Comedy“ prämiert. Der Fernsehfilm „Gladbeck“ über das Gladbecker Geiseldrama im August 1988 wurde in der Kategorie „Bester Mehrteiler“ ausgezeichnet. Außerdem erhielten Albrecht Schuch den Preis als „Bester Schauspieler“ u.a. für seine Darbietung in „Gladbeck“ und Ueli Christen die Auszeichnung für den „Besten Schnitt“.
Im April 2019 hat Maren Kroymann zum zweiten Mal den Grimme-Preis in der Kategorie „Unterhaltung“ für die von Radio Bremen produzierte Sketch-Comedy-Reihe „Kroymann“ erhalten. Bereits die Debüt-Folge von Radio Bremen gewann im letzten Jahr die begehrte Medienauszeichnung. Außerdem gewann Kroymann einen Bayerischen Fernsehpreis 2019 und erhielt den Blauen Panther in der Kategorie Unterhaltung. Darüber hinaus wurde Maren Kroymann am 1. Dezember 2019 in London vom renommierten Unterhaltungsfestival Rose d‘ Or mit dem Lifetime Achievement Award ausgezeichnet.
Beim Bremer Fernsehpreis 2019 war buten un binnen dreimal nominiert und wurde auch dreimal ausgezeichnet. Felix Krömer bekam die Auszeichnung als bester Moderator. Außerdem gewannen Jochen Grabler und Andreas Neumann den Preis für die beste Recherche und Jan Meier-Wendte und Maike Evers-Schmidt den Sonderpreis für den Beitrag „Weltfrauentag“.
Yannick Lowin hat den Journalistenpreis 2019 des Presseklubs Bremerhaven-Unterweser erhalten. Er wurde am Freitag den 29. November 2019 für seine buten un binnen-Reportage über den Dorf-Marathon in Wellen bei Beverstedt ausgezeichnet.
Am 21. März fand die Verleihung des Publizistenpreises der Deutschen Bibliotheken auf der Leipziger Buchmesse statt. Die Dokumentation „Bücherjäger – Kampf um das Wissen der Welt“ von Susanne Brahms wurde mit diesem Preis ausgezeichnet.
Die beiden Populärwellen Radio Bremens, Bremen Eins und Bremen Vier, sind die führenden Hörfunkprogramme im Bundesland Bremen: Ihre werktägliche Tagesreichweite beträgt 23,2% (Bremen Eins) und 18,7% (Bremen Vier) im Jahr 2019. Das Programm von Bremen Zwei wurde werktäglich von 4,8% der Bremerinnen und Bremer gehört. Bremen NEXT, das im August 2016 gestartete crossmediale Programm von Radio Bremen für die junge Zielgruppe, erreicht im Bundesland über UKW eine Tagesreichweite von 8,5%.
In der Gesamtheit verzeichnen die Hörfunkangebote von Radio Bremen einen Marktanteil von 52,4% in Bremen. In Bremen erreichen sie insgesamt werktäglich 255 000 Personen, bundesweit sind es 682 000.
Bremen Zwei hat in diesem Jahr den Deutschen Radiopreis in der Kategorie „Bestes Interview“ mit dem Format „Eine Stunde Reden“ von Mario Neumann und Nicole Ritterbusch gewonnen. „Eine Stunde Reden“ ist ein Überraschungstalk im Rahmen der Gesprächszeit und fußt auf der Idee, dass jeder Mensch eine Geschichte zu erzählen hat.
Der Reporter (Mario Neumann) stellt sich mit einem Schild „Eine Stunde Reden?“ auf die Marktplätze der Region und sucht so Gesprächspartner*innen. Hat er jemanden gefunden, geht es direkt ins Sendestudio von Bremen Zwei, um dort eine Stunde zu reden.
Kai Grehn erhielt für das Radio Bremen-Hörspiel „MU! oder People must be punished“ den New York Festivals® Radio Award in Gold in der Kategorie Best Audio Book - Fiction. Der Radiopreis kürt innovative Audioformate aller Genres und Formate von unabhängigen Produzenten, Programmen und Sendern weltweit. Mit Einsendungen aus 35 Ländern präsentierten die diesjährigen NYF Radio Awards einen außergewöhnlich starken Wettbewerb.
Im Jahr 2019 wurde das Radio Bremen-Webangebot rund 24 Millionen Mal besucht – dies entspricht einem Tagesschnitt von rund 66 000 Visits1. 74 Prozent dieser Besuche entfallen auf butenunbinnen.de.
FUNK ist das junge Content-Netzwerk von ARD und ZDF. Es richtet sich mit einer Vielzahl an Formaten auf verschiedenen Online-Plattformen an die Zielgruppe der 14- bis 29-Jährigen.
Radio Bremen hat sich im Jahr 2019 mit der Sportsatire „Wumms“, den Doku-Formaten des „Y-Kollektiv“ und dem Hip-Hop-Format „Einigkeit & Rap & Freiheit“ an FUNK beteiligt. Die Radio-Bremen-Formate erreichten mehr als 269 Millionen Videoabrufe bei YouTube und rund 49 Millionen Videoabrufe bei Facebook und zählen damit zu den erfolgreichsten FUNK Angeboten.
Das funk-Format „Einigkeit & Rap & Freiheit“ mit Hubertus Koch wurde im Juni 2019 bei der Verleihung des Grimme Online Awards mit dem 1. Platz des Publikumspreises ausgezeichnet. „Einigkeit & Rap & Freiheit“ wurde von sendefähig GmbH im Auftrag von Radio Bremen für funk produziert.
Das funk-Format „WUMMS” wurde am 23. Mai 2019 im Auswärtigen Amt in Berlin mit dem Civis-Medienpreis für Integration und kulturelle Vielfalt in Europa ausgezeichnet. Das Video „Monsters of Kreisklasse: Religionen” kann sich über eine Auszeichnung in der Kategorie „Civis Digital Special Fussball und Integration” freuen.
Im Mai 2019 gewann Gülserem Ölcüm mit dem Video „Obdachlos in Deutschland – Leben auf der Straße“ darüber hinaus den Förderpreis Aktive Gesellschaft in der Kategorie „Medien“. Außerdem konnte sich das Y-Kollektiv im August 2019 über den „Quotenmeter-Fernsehpreis“ in der Kategorie „Beste Doku“, für das Video „Der Rap Hack: Kauf dich in die Charts! Wie Klickzahlen manipuliert werden“, freuen. Darüber hinaus hat die Deutsche Stiftung Weltbevölkerung das Reporterduo Sarah Lehnert und Johannes Musial im November 2019 für ihren Film „Lieber HIV als Kondome?“ mit dem Medienpreis „Weltbevölkerung“ ausgezeichnet. Die Reportagen wurden von der Sendefähig GmbH im Auftrag von Radio Bremen für FUNK, dem Contentnetzwerk von ARD und ZDF, produziert.
Am 26. Mai 2019 fand die Wahl zur 20. Bremischen Bürgerschaft der Freien Hansestadt Bremen statt. Radio Bremen hat mit verschiedenen Sendungen und Formaten crossmedial über die Hintergründe und Ergebnisse informiert:
Der Wahlabend wurde im Fernsehen mit vier Live-Sendungen aus der Bremischen Bürgerschaft bestritten. Mit 93 000 Zuschauer*innen im Bundesland wurden an diesem Abend zur regulären Sendezeit von buten un binnen die stärksten Quoten des Jahres erreicht. Außerdem hat Radio Bremen aufgrund des rot-grün-roten Regierungsbündnisses in Bremen zum ersten Mal ein NDR Aktuell Extra gesendet („Rot-Grün-Rot in Bremen: Startet die Linke im Westen durch?“).
Auf Bremen Eins liefen die Beiträge von „Sie fragen – Spitzenkandidaten antworten“ mehrfach täglich im Programm und am Wahlabend wurde ein sechsstündiges „Wahl-Spezial“ mit umfassenden Ergebnis-, Analyse- und Stimmungsberichten gesendet. Bremen Vier hat zur Bremen- und Europawahl eine besondere Aktion veranstaltet: am Wahltag konnten sich die Hörer*innen von zu Hause abholen und zur Wahl begleiten lassen. Als „Bremen Vier Wahlbudddies“ waren Moderator*innen, Redakteur*innen und auch der Wellenchef mit den Menschen im Land unterwegs. Bei Bremen NEXT gab es neben der Wahlsendung am Wahlabend, das Format „Boss vom Bremen“, bei dem junge Menschen gefragt wurden, was sie in Bremen machen würden, wenn sie Bürgermeister*in wären. Zusätzlich hat sich Bremen NEXT auch an der Bremenwählt-Kampagne von Radio Bremen beteiligt.
Sendungsbegleitend und -ergänzend haben butenunbinnen.de und die Social Media-Kanäle von Radio Bremen eine umfangreiche Wahl-Berichterstattung angeboten. Unter anderem wurden kontinuierlich die aktuellsten Zahlen in informativen und übersichtlichen Grafiken und Schaubildern aufbereitet. Im Rahmen des „Stadtteil-Checks“ wurde vor der Wahl mithilfe einer interaktiven Karte über die Besonderheiten, Herausforderungen und Probleme der einzelnen Bremer und Bremerhavener Stadtteile informiert.
Die Radio Bremen Media GmbH, eine 100%-Tochter Radio Bremens, unterstützte die Programme von Radio Bremen auch im Jahr 2019 durch Marketingmaßnahmen im Off-Air-Bereich, durch die Vermietung von Räumlichkeiten und technischen Einrichtungen sowie durch den Verkauf der Werbesendezeiten.
Der Werbemarkt in Deutschland wuchs leicht um +1,9 % auf insgesamt 32,6 Mrd. €.
Die ARD-Werbung hat im Jahr 2019 einen Gesamtwerbeerlös in Höhe von 387,7 Mio. EUR (netto vor Skonto) erzielt. Der Radio-Umsatz der ARD-Werbung lag im Jahr 2019 mit insgesamt 218,4 Mio. EUR um -5,9 % (-13,8 Mio. EUR) unter dem Vorjahresergebnis.
Der TV-Umsatz der ARD-Werbung lag 2019 mit 169,3 Mio. EUR um -10,5 % (-19,9 Mio. EUR) unter dem Umsatz des „Sportjahres“ 2018. Zusammen mit den Erlösen aus Sponsoring (Live-Sport, Sportschau, Vorabend) in Höhe von 12,7 Mio. EUR belaufen sich die Gesamteinnahmen aus dem TV-Geschäft auf 182,0 Mio. EUR.
Die Vermarktung der Fernsehwerbung für die ARD/Das Erste erfolgt zentral über die ARD-Werbung / AS&S in Frankfurt. Eine regionale TV-Vermarktung durch die Radio Bremen Media GmbH findet nicht statt.
Die Vermarktung der Werbezeiten im Hörfunk setzt sich aus drei Säulen zusammen:
1.
Die regionale Vermarktung über die ndrb sales & services GmbH
2.
Die nationale Einzelvermarktung über die ASS-Radio GmbH (Frankfurt)
3.
Die nationale Vermarktung von Werbekombinationen verschiedener durch die ASS-Radio vermarkteter Sender, gebündelt nach Regionen und Zielgruppen über die ASS-Radio GmbH.
Radio Bremen ist an diesen Umsätzen entsprechend den Reichweiten der werbetragenden Programme Bremen Eins und Bremen Vier beteiligt. Die Reichweiten, gemessen in Hörer*innen pro Stunde, sind sowohl die Grundlage für die Verteilung der Umsätze aus der nationalen Vermarktung (Einzel- und Kombivermarktung) über die AS&S-Radio GmbH als auch Basis für die Preisbildung und Vermarktung im regionalen Bereich. Das neue Programm Bremen Next wurde in 2019 zunächst nur in die regionale Vermarktung aufgenommen, da die für eine nationale Vermarktung notwendige Ausweisung in der preisbildenden Mediaanalyse noch nicht vorlag.
Die Bremedia Produktion GmbH ist ein im Norden Deutschlands verankertes Produktionsunternehmen und vereint alle relevanten Gewerke für Film und Fernsehen, Hörfunk und Audioproduktion und Online unter einem Dach.
Das Unternehmen produziert und betreut hauptsächlich die Fernseh- und Hörfunksendungen sowie den Onlineauftritt von Radio Bremen und ist für Radio Bremen sowohl Produzent als auch Dienstleister. Des Weiteren ist das Unternehmen als Produzent auch für das Erste, ARTE, die Dritten Programme und im Bereich Kino tätig. Dabei werden der fiktionale, dokumentarische und der Unterhaltungsbereich abgedeckt.
Im Hörfunk betreut die Bremedia Produktion GmbH die Programme von Radio Bremen: Bremen Eins, Bremen Zwei, Bremen Vier, Bremen Next und Cosmo, einem WDR-Programm, für das Radio Bremen zuliefert.
Neben aktuellen Beiträgen, Trailern und Features für diese Sender fertigt das Unternehmen auch Musikproduktionen jeder Art an.
Für den Fernsehbereich von Radio Bremen wird täglich die Sendung „buten un binnen“ produziert und von montags bis freitags zusätzlich die Sendung „buten un binnen |sportblitz“. Neben der Sendung im Studio produziert die Bremedia Produktion GmbH Beiträge aus dem gesamten sportlichen Umfeld Bremens sowie verschiedene Außenübertragungen – in 2019 unter anderem ein DFB-Pokal-Halbfinale aus dem Bremer Weserstadion.
Die älteste Talkshow Deutschlands „3nach9“ wird ebenso von der Bremedia Produktion GmbH produziert, wie in den vergangenen Jahren verschiedene Radio Bremen-Märchenfilme für die ARD.
Die Bremer „Tatorte“ werden fast ausschließlich von der Bremedia Produktion GmbH produziert oder als Dienstleister in der Postproduktion bearbeitet.
Der Bereich Online vervollständigt die crossmediale Ausrichtung der Bremedia Produktion GmbH als Produzent und Dienstleister. Von der Konzeption und Entwicklung von Internetseiten bis hin zum täglichen Support und der Neuentwicklung von Features wird die gesamte Bandbreite abgedeckt. Weiterhin entwickelt und bedient der Bereich sowohl Schnittstellen zu internen Hörfunk- und Fernsehsystemen sowie zu externen Systemen zur Aussteuerung von Content der Kunden im öffentlichen Raum (sog. Digital Signage).
Darüber hinaus besteht eine Beauftragung von Radio Bremen für den technischen Support der gesamten Medientechnik (Fernsehen, Hörfunk, Online, IT). In diesem Rahmen wird für alle Mediengattungen First-Level-Support in Form eines User-Help-Desks sowie ein Second-Level-Support für einen höherqualifizierten Support dieser Dienstleistungen und einer Weiterentwicklung der technischen Systeme zur Verfügung gestellt.
Schließlich erbringt die Bremedia Produktion GmbH in der Sparte Service für Radio Bremen Dienstleistungen im Bereich Gebäudeservice, Einkauf und Rechnungswesen.
Im Jahr 2019 hat der Konzern Radio Bremen 4 510 T€ (Vorjahr 3 928 T€) in immaterielle Vermögensgegenstände sowie in das Sachanlagevermögen investiert. Die Ausgaben für Investitionen lagen damit um 151 T€ oberhalb der Planung.
Angesichts der sich ständig wandelnden Informationstechnologie sind bei Radio Bremen ein Jahrzehnt nach dem Neubau umfangreiche Erneuerungsprozesse erforderlich. Das Projekt „Erneuerung TV-Komplex“ wurde im Februar 2019 abgeschlossen (s. Abschnitt Projekte). Des Weiteren wurde in 2019 das Großprojekt „Online Relaunch“ fortgesetzt, so dass ein Schwerpunkt der Investitionen erneut in den Informationssystemen lag (s. Abschnitt Projekte).
2.
2.1.
2020 endet für die Rundfunkanstalten die Beitragsperiode 2017 bis 2020. Für die neue Beitragsperiode 2021 - 2024 hat die Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs der Rundfunkanstalten (KEF) am 20. Februar 2020 ihren 22. Bericht veröffentlicht. Er enthält für die ARD im Allgemeinen und für Radio Bremen im Besonderen für die Zukunft wesentliche Feststellungen:
Die ARD hatte für die Periode 2021 bis 2024 insgesamt einen Fehlbetrag von 1 836 Mio. € angemeldet. Die KEF hat 1 008 Mio. € der angemeldeten Beträge nicht anerkannt und somit einen Finanzbedarf in Höhe von 828 Mio. € für die Beitragsperiode festgestellt.
Der anerkannte Fehlbetrag führt zu einer Beitragsempfehlung der KEF von 18,36 € (+0,86 €). Bezogen auf den ARD-Anteil ist dies eine Erhöhung von derzeit 12,31 € um 0,47 € auf 12,78 €.
Bei der Einordnung der dargestellten Werte sind folgende Aspekte besonders zu berücksichtigen:
-
Umverteilung ARD - ZDF
Durch die KEF-Empfehlung im 22. Bericht sinkt der prozentuale ARD-Anteil am Monatsbeitrag erneut, und zwar auf 69,6% und somit erstmals unter 70,0 %. Der prozentuale ARD-Anteil an den Gebühren-/Beitragserträgen wird nun schon seit mehr als 25 Jahren stetig kleiner.
-
Effekt der Eigenmittel
Die KEF stellt für die ARD zum 31. Dezember 2018 Eigenmittel in Höhe von 2 169,6 Mio. € fest. Unter Berücksichtigung der beiden noch ausstehenden Jahre 2019 und 2020 ergeben sich für die ARD zum Ende der laufenden Beitragsperiode damit fortgeführte Eigenmittel von 1 186,6 Mio. €. Währenddessen wird Radio Bremen Ende 2020 über keine nennenswerten Eigenmittel verfügen. Dadurch, dass die Beitragsempfehlung der KEF für die ARD als Ganzes erfolgt, führt die strukturelle Verschiebung zu einer Belastung Radio Bremens bzw. zu einer Belastung der Landesrundfunkanstalten mit unterproportionalen Eigenmitteln. Die KEF hat diesen Zusammenhang erkannt und mit dem 22. Bericht erstmals diese strukturellen Verschiebungen thematisiert: Laut Kommission entsteht durch die Eigenmittelsystematik für Radio Bremen ein unvertretbares Ungleichgewicht, sodass die „angestrebte bedarfsgerechte Finanzierung“ mit der Regelung des Finanzausgleichs aus dem Jahr 2014 unter diesen besonderen Umständen nicht mehr gewährleistet sei. Die KEF weist im Kapitel Finanzausgleich auf die Möglichkeit der Anpassung des Finanzausgleiches durch die Länder und innerhalb der ARD hin. Daraus folgten intensive Gespräche zwischen den neun Landesrundfunkanstalten.
-
ARD-Finanzausgleich:
Auf ihrer Sitzung am 11./12. Februar 2020 haben sich die Intendant*innen auf einen höheren Finanzausgleich geeinigt, um die Finanzierung von Radio Bremen und dem Saarländischen Rundfunk (SR), trotz fehlender Eigenmittel, auch über 2020 hinaus zu sichern. Zum 1. Januar 2021 soll die Neuregelung des ARD-Finanzausgleichs zugunsten der beiden Anstalten durch die Anhebung der Finanzausgleichsmasse von zunächst 1,6 % auf 1,7 % erfolgen. Ab 2023 wird der Finanzausgleich noch einmal auf 1,8 % Prozentpunkte erhöht. Das heißt, dass künftig ein größerer Anteil aus den Einnahmen des Rundfunkbeitrags an Radio Bremen und den SR weitergegeben wird als bislang – umgerechnet rund 34,5 Millionen Euro mehr für vier Jahre. Im Zeitraum 2017 bis 2020 betrug der Finanzausgleich 93,3 Millionen Euro pro Jahr. Damit wurde ein entscheidender Schritt zur Sicherung der Lebens- und Funktionsfähigkeit der kleinsten Landesrundfunkanstalten der ARD getan. Der Beschluss der Intendant*innen zum Finanzausgleich steht aber unter dem Vorbehalt, dass alle Landtage der vorgeschlagenen Erhöhung auf 18,36 € zustimmen und der Rundfunkbeitrag zum 1. Januar 2021 ansteigt.
2.2.
Im Jahr 2019 gab es zwei Verträge, die die medienpolitische Agenda geprägt haben:
Nach jahrelangen Beratungen haben die Ministerpräsident*innen am 5. Dezember 2019 den Medienstaatsvertrag beschlossen. Er soll den seit 1991 bestehenden Rundfunkstaatsvertrag (RStV) ablösen und modernisieren. Durch den Medienstaatsvertrag ergeben sich zahlreiche Änderungen und neue Pflichten, insbesondere für neue Medienanbieter, Plattformbetreiber und Medienintermediäre, z.B. Google und Facebook. Die Regelungen sind ein klares Statement der Politik, auch im Zeitalter der Plattform Ökonomie für Vielfalt zu sorgen. Der Vertrag enthält Vorgaben, die für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk besonders wichtig und sehr zu begrüßen sind:
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Die Vorgaben zur leichten Auffindbarkeit von TV-, Radio- und Online-Angeboten legen fest, dass künftig gesellschaftlich relevante Inhalte, wie die der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten, bei Diensten wie Smart-TVs nicht in der Masse untergehen dürfen, sondern möglichst leicht auffindbar gemacht werden.
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Durch das Verbot der Überblendung bleiben Angebote wie die Tagesschau auch weiterhin werbefrei.
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Für die Landesrundfunkanstalten besonders relevant ist die Regelung, dass die eigenen Fernsehangebote auch zukünftig im gesamten Bundesgebiet auf Medienplattformen empfangbar bleiben. Diese Entscheidung führt dazu, dass die Dritten Programme, die die kulturelle Vielfalt der jeweiligen Regionen widerspiegeln, ihre Sichtbarkeit behalten.
Der Medienstaatsvertrag könnte zum September 2020 wirksam werden.
Zunächst müssen die Landtage unterrichtet und der Text der Europäischen Kommission vorgelegt werden.
Am 1. Mai 2019 ist außerdem der 22. Rundfunkänderungsstaatsvertrag in Kraft getreten. Der Vertrag umfasst die Novellierung des Telemedienauftrages der öffentlich-rechtlichen Sender. Im Lagebericht zum Geschäftsjahr 2018 wird genau beschrieben, welche Änderungen mit dem neuen Staatsvertrag einhergehen.
2.3.
Der bestehende Gehalts- bzw. Vergütungstarifvertrag bei Radio Bremen ist seitens ver.di, DJV und VRFF nach Ablauf der Mindestlaufzeit zum 30. September 2019 gekündigt worden. Zuvor waren bereits die Tarifverträge mit den übrigen Landesrundfunkanstalten der ARD gekündigt worden, deren Laufzeiten entsprechend früher endeten. Nach mehreren Verhandlungsrunden hat sich Radio Bremen am 14. Januar 2020 mit den Tarifparteien auf folgende zentrale Ergebnisse für festangestellte und freie Mitarbeitende und Volontäre geeinigt:
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Die Gehälter und Honorare werden zum 1. Oktober 2019 um 2,3 % erhöht. Eine weitere Erhöhung zum 1. Oktober 2020 beläuft sich auf 2,2 %. Mit Wirkung ab 1. Oktober 2021 erfolgt eine weitere lineare Steigerung um 1,7 %.
-
Die Grundvergütungen für Auszubildende werden mit Wirkung ab dem 1. Oktober 2019 um 50 Euro pro Ausbildungsjahr erhöht.
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Darüber hinaus wurden zusätzliche Vereinbarungen getroffen, z.B. erhalten alle festen und freien Mitarbeiter*innen einen zusätzlichen Urlaubstag.
Der Tarifvertrag hat eine Laufzeit 33 Monate bis zum 30. Juni 2022 und tritt rückwirkend zum 1. Oktober 2019 in Kraft getreten.
Die Erhöhungen bzw. die daraus resultierenden Mehraufwendungen liegen für das Geschäftsjahr 2019 im Planungskorridor.
2.4.
Auf der außerordentlichen Sitzung des Rundfunkrats am 5. März 2019 wurde Dr. Yvette Gerner zur neuen Intendantin von Radio Bremen gewählt. Die Journalistin war zuvor viele Jahre in diversen Positionen für das ZDF tätig: zuletzt seit 2010 als Chefin vom Dienst in der Chefredaktion des Senders. Frau Dr. Gerner hat das Amt zum 1. August 2019 von ihrem Vorgänger, Jan Metzger, übernommen, der nach zehn Jahren nicht mehr zur Wahl für eine dritte Amtszeit angetreten war.
2.5.
Die Reorganisation der Unternehmensgruppe Radio Bremen wird daher weitergeführt:
-
Die Bremedia Produktion hat den Geschäftsbereich Service mit der Übernahme der Abrechnung zum 1. Januar 2019 weiter ausgebaut.
-
Die seitens Radio Bremen geplante Verschmelzung der Radio Bremen Media GmbH mit der Bremedia Produktion GmbH erfolgt wirtschaftlich zum 1. Januar 2020. Bis zur Eintragung der Verschmelzung ins Handelsregister werden die Geschäfte der Radio Bremen Media GmbH formal weitergeführt. Nach dieser Überbrückungsphase werden die Geschäftsvorfälle sowohl rechtlich als auch wirtschaftlich der Bremedia Produktion GmbH rückwirkend zugerechnet
2.6.
Um mit der dynamischen Komplexität der technischen und medialen Entwicklung Schritt halten zu können sind neben dem Regelbetrieb immer stärker Ressourcen in Projekten gefragt – hier arbeiten in temporären Teams Expert*innen aller Gewerke zusammen, vernetzen sich und finden Lösungen für die Herausforderungen der Gegenwart. 2019 wurden bei Radio Bremen wichtige Unternehmensprojekte fokussiert fortgesetzt beziehungsweise abgeschlossen:
Abgeschlossen und dem Regelbetrieb übergeben werden konnte 2019 das in 2016 gestartete technische Großprojekt „Erneuerung TV-Komplex“. Ein zentrales Projektziel, ab Anfang Februar 2019 die aktuelle Fernsehproduktion durchgängig im TV-Standard High Definition (HD) zu produzieren, wurde erreicht. Dabei konnten Zeit- und Budget-Plan eingehalten werden. Die HD-Umstellung wurde seit 2016 in zahlreichen Planungsrunden, Beratungstreffen, Baumaßnahmen, Schulungen und Tests vorbereitet. Parallel wurden die notwendige neue Technik integriert, neue Arbeitsabläufe entwickelt und ein komplett neues „On-air-Design“ für Studio und Sendungen umgesetzt. Im Projekt wurde zudem ein neues Redaktionssystem (Open Media) eingeführt, das das crossmediale Arbeiten der Bereiche Fernsehen, Online und Hörfunk unterstützen und optimieren soll. Der Bereich aktuelles Fernsehen wurde im Zuge des Projekts komplett mit dem neuen Redaktionssystem ausgestattet, Online und Hörfunk arbeiten zurzeit an zentralen Planungsplätzen für regionale Informationen damit. Die weitere Integration des Systems ins Haus und in den Hörfunkbereich ist in Planung.
Im Großprojekt „Online-Relaunch“ wurde 2019 intensiv an der Optimierung der Online- und Social-Media-Auftritte der Hörfunk-Programme und weiterer Programm-Marken gearbeitet. Im Mittelpunkt stand dabei der Online-Relaunch der Welle Bremen Vier, bei dem gleichermaßen die Erkenntnisse aus dem vorangegangenen Relaunch des Regionalportals „butenunbinnen.de“ und die Weiterentwicklung des Hörfunkprogramms zu einer stärkeren Einbindung von Social-Media-Ereignissen mit einem verstärkten Dialog mit den Hörer*innen und Nutzer*innen berücksichtigt wurden. Der Relaunch konnte 2019 weitgehend abgeschlossen werden, so dass anschließend die weiteren Auftritte der Hörfunkprogramme, Programm-Marken und der Unternehmensdarstellung in ähnlicher Weise aktualisiert werden können.
Abgeschlossen werden konnte 2019 die erste Phase des Projektes „Reorganisation der Chefredaktion“. Dabei wurde die regionale Berichterstattung für alle Ausspielwege unter dem Dach der Chefredaktion effizient gebündelt und eine gemeinsame Verantwortung für die vernetzte Planung, Produktion und Distribution aller regionalen Themen sichergestellt. Zur weiteren Verbesserung der Zusammenarbeit über die einzelnen Ausspielwege Online/Social Media, Hörfunk und Fernsehen hinaus wurde in Workshops und gegenseitigen Hospitationen die „Crossmentalität“ vorangetrieben – ein Prozess, der 2020 auf der Ebene der Reporter*innen weitergehen soll und damit dann die zweite Projektphase und das Projekt insgesamt abschließen wird.
Fortgesetzt wurde 2019 das Projekt zum Umgang mit Metadaten bei Radio Bremen. Für das Projektziel - zukünftig erhält jeder Beitrag (FS, HF oder Online) von der Planung über die Produktion und Distribution bis zur Archivierung eine bestimmte, eindeutige Kodierung - wurde zunächst in einer detaillierten Analyse der derzeitige Umgang mit wesentlichen Metadaten (wie Hintergrundinformationen zu beteiligten Personen, betroffenen Urheberrechten und Lizenzen etc.) betrachtet. Im nächsten Projektschritt wurden Schnittstellen für die Produktionssysteme bei Radio Bremen für eine einheitliche Metadatenarchitektur entwickelt, getestet und in Betrieb genommen. Komplexitätssteigernd wirkten dabei insbesondere veränderte gesetzliche Rahmenbedingungen (zu Auskunftsrechten von Urheber*innen) und geänderte Anforderungen für Zulieferungen im ARD-Kontext. In der nächsten Projektphase ab 2020 soll der zentrale „Generator“ der „eineindeutigen“ Broadcast-IDs für alle Elemente der Produktion in Betrieb genommen werden und über die Schnittstellen mit den Produktionssystemen kommunizieren.
Ebenfalls fortgesetzt wurden 2019 die Planungen für eine Modernisierung des Studios in Bremerhaven. Die Voruntersuchungen ergaben, dass eine vertiefte crossmediale Zusammenarbeit aufgrund der räumlichen Beschränkungen in der Bestandsimmobilie nicht realisierbar ist: die Voraussetzung für die zukünftig essentielle Zusammenarbeit in crossmedialen Teams ist unter anderem die Einrichtung der Reporter*innen-Arbeitsplätze auf einer gemeinsamen Teamfläche. Daher wurde ein neuer Standort gesucht und gefunden und dafür mit der Entwurfsplanung für die sendetechnische und gebäudetechnische Infrastruktur und für die Anordnung der Arbeitsplätze und Multifunktionsbereiche begonnen – das Projekt wird 2020 mit Umbau und Einrichtung der Flächen fortgeführt.
Abgeschlossen wurde 2019 die technische Erneuerung der Hörfunk-Nachrichtenredaktion. Nach zehnjährigem Dauerbetrieb wurden Mischpulte, Sendetische aber auch die dahinterliegende Infrastruktur erneuert und zugleich die crossmediale Arbeit vereinfacht und der Bereich übersichtlicher und insgesamt moderner gestaltet.
Nach wie vor intensiv beschäftigt Radio Bremen die Mitarbeit in den Projekten der ARD-Strukturreform-Vorhaben. Insbesondere in den Projekten „SAP Prozessharmonisierung“ und den ARD-Netzwerken für IT und Produktion wurden und werden Mitarbeitende besonders gefordert; auch das Vorhaben einer gemeinsamen Sendeabwicklung für mehrere ARD-Anstalten in Nord-/Nordost-Deutschland bindet Ressourcen aus Technik- und Programmbereichen. Bei diesen Projekten gilt es ganz besonders, Synergien im ARD-Verbund zu nutzen und dabei „smarte“ und innovative Lösungen voranzutreiben, die Skalierungseffekte bringen ohne die kleineren Mitglieder des ARD-Verbundes zu überfordern.

B. Darstellung der Vermögens-, Finanz- und Ertragslage

1.
Der Konzern schließt mit einem Konzernjahresergebnis von -2 130 T€ (Vorjahr Jahresüberschuss 2 633 T€). Das Eigenkapital reduzierte sich auf 13 733 T€. Die Prognose des Vorjahres (Jahresfehlbetrag -1 888 T€) wurde somit knapp verfehlt.
Der Grund für den Jahresfehlbetrag liegt hauptsächlich in höheren Altersversorgungsaufwendungen. Diese und weitere wesentlichen Positionen der Gewinn- und Verlustrechnung werden im Folgenden dargestellt.
Die Beitragseinnahmen sind 2019 im Vergleich zum Vorjahr um 718 T€ auf 43 233 T€ gesunken. Dies ist im Wesentlichen auf den in 2018 durchgeführten Meldedatenabgleich zurückzuführen, durch den sich der Bestand der Wohnungen erhöht hatte. Der Beitragsservice hatte in diesem Zusammenhang seine Bestandsdaten mit den Daten der Einwohnermeldeämter abgeglichen, um zu klären, für welche Wohnungen bis dahin kein Rundfunkbeitrag entrichtet wurde. In 2019 hat sich gezeigt, dass z.B. aufgrund von Befreiungen nicht alle Wohnungen im Bestand geblieben sind.
Im Vergleich zur Planung fielen die Beitragseinnahmen um 240 T€ ebenfalls geringer aus.
Nach den Vorgaben der Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs der Rundfunkanstalten (KEF) standen die Beitragseinnahmen jedoch nicht vollständig zur Verfügung, da ab 2017 ein Betrag von jeweils 0,30 € eines jeden monatlichen Rundfunkbeitrags von 17,50 € der neuen Beitragsrücklage II zugewiesen werden muss. Insgesamt waren dies 741 T€ in 2019.
Die Umsatzerlöse beinhalten hauptsächlich die Erträge aus dem Werbezeitenverkauf sowie anderen Dienstleistungen an Dritte außerhalb des Konzerns und liegen mit 19 430 T€ oberhalb des Vorjahres mit 15 895 T€.
Unter Berücksichtigung der Bestandsminderung von unfertigen Produktionen mit 1 661 T€ in 2019 (Vorjahr Bestandserhöhung 1 871 T€) liegen die Umsatzerlöse inkl. Bestandsveränderungen auf dem Vorjahresniveau. Die Verschiebung zwischen Umsatzerlösen und Bestandveränderungen ist im Wesentlichen auf produktionsbedingte Schwankungen zurückzuführen.
Mit dem Jahr 2017 wurde die staatsvertragliche Finanzausgleichsmasse des ARD-Nettobeitragsaufkommens von 1,0% auf 1,6% und der Anteil Radio Bremens daran von 46,24% auf 49,08% erhöht.
In den Jahren 2013 bis 2016 hat Radio Bremen – wie auch der Saarländische Rundfunk – Darlehen der anderen ARD-Anstalten erhalten. Für Radio Bremen beläuft sich diese Summe auf 18 475 T€, die gleichmäßig in 2017 bis 2020 zurückzuzahlen ist. Um die jährlichen Tilgungen leisten zu können, hat die KEF mit dem 20. Bericht beschlossen, dass die kleinen Rundfunkanstalten aus den Rundfunkbeiträgen den jährlich fälligen Betrag vorab zugewiesen bekommen. In 2019 belief sich dieser vorab zugewiesene Betrag auf 4 619 T€, der ebenfalls in den Erträgen aus Finanzausgleich gebucht wurde.
Darüber hinaus waren auch aus den Erträgen aus Finanzausgleich, Teile (754 T€) in die Beitragsrücklage einzustellen.
Insgesamt liegen die Erträge aus dem Finanzausgleich und der Strukturhilfe damit mit 50 119 T€ auf dem Niveau des Vorjahres (+ 70 T€).
Die sonstigen betrieblichen Erträge mit 7 835 T€ liegen auf Vorjahresniveau und umfassen im Wesentlichen die Erträge aus dem Deckungskapital der Baden-Badener Pensionskasse bbp, Erträge aus der Auflösung von Rückstellungen sowie sonstige Erträge aus dem Rundfunkbeitragsabschluss.
Der Materialaufwand beträgt 2019 48 616 T€ und liegt damit um 433 T€ leicht unterhalb des Vorjahres. Mit 45 783 T€ entfallen 94% der Materialaufwendungen auf die Aufwendungen für bezogene Leistungen, die sich wiederum auf Urheber-, Leistungs- und Herstellervergütungen, Anteil an Programmgemeinschaftsaufgaben und Produktionsbezogene Fremdleistungen aufteilen.
Der Personalaufwand besteht aus tariflichen Leistungen, den gesetzlichen Sozialaufwendungen und Aufwendungen für die Altersversorgung.
Im Durchschnitt des Jahres 2019 waren im Konzern 454 Stellen besetzt, während in der Planung 468 Planstellen vorgesehen waren. Dies entspricht einem Stellenbesetzungsgrad von 97,1%. (Vorjahr: 438 besetzte Stellen und 466 Planstellen). Die Aufgaben, die auf den nicht besetzten Stellen anfallen, werden in der Regel von Honorarkräften übernommen.
Der aktuelle Gehaltstarifvertrag Radio Bremens hat eine Laufzeit bis zum 30. Juni 2022 (s. Abschnitt Tarifvertrag). In diesem Zusammenhang ist eine lineare Tariferhöhung um 2,3% per 1. Oktober 2019 erfolgt.
Der derzeitige Tarifvertrag der Radio Bremen Media GmbH und der Bremedia Produktion GmbH hat eine Laufzeit von 36 Monaten und gilt bis zum 31. Juli 2022. Die Gehälter haben sich per 1. November 2019 demzufolge um 2,3% erhöht.
Im Ergebnis lag der Personalaufwand ohne Altersversorgung mit 36 381 T€ um 1 068 T€ über dem Vorjahr.
Die Aufwendungen für die Altersversorgung überschritten aufgrund von Zinssatzminderungen mit 13 336 T€ den Vorjahreswert um 3 914 T€.
Die sonstigen betrieblichen Aufwendungen in Höhe von 15 673 T€ überschreiten das Vorjahr um 1 051 T€ und umfassen im Wesentlichen nicht produktionsbezogene Fremdleistungen, Mieten und Aufwendungen für den Beitragseinzug. Der Anstieg im Vergleich zum Vorjahr ergibt sich zum einen aus höheren übrigen betrieblichen Aufwendungen, die auf höhere Beiträge an die Baden Badener Pensionskasse zurückzuführen sind. Zum anderen sind höhere Instandhaltungsaufwendungen und Mietnebenkosten zu verzeichnen.
Das handelsrechtliche Finanzergebnis umfasst neben den Ertragspositionen auch die Zinsaufwendungen, die aus den Pensionsrückstellungen resultieren. Insgesamt ergibt sich daher ein negatives Ergebnis von – 1 480 T€ (Vorjahr – 4 127 T€).
Die Höhe des bereinigten Finanzergebnisses, das lediglich die finanzbezogenen Erträge und Aufwendungen saldiert darstellt, spielt für Radio Bremen im Rahmen der Gesamtfinanzierung die entscheidende Rolle: Mit 2 140 T€ in 2019 konnte das Vorjahresergebnis von 655 T€ aufgrund der besseren Entwicklung am Kapitalmarkt deutlich gesteigert werden.
2.
Das Vermögen des Konzerns beläuft sich zum 31. Dezember 2019 auf insgesamt 180,5 Mio. € und liegt mit 2,0 Mio. € unter dem Wert zum Bilanzstichtag des Vorjahres.
Das Anlagevermögen beträgt 145,7 Mio. € und setzt sich aus Sachanlagen und immateriellen Vermögensgegenständen über 55,2 Mio. € und Finanzanlagen in Höhe von 90,5 Mio. € zusammen.
Im Vergleich zum Vorjahr hat sich das Anlagevermögen um 5,3 Mio. € aufgebaut. Innerhalb der Sachanlagen zeigt sich ein differenziertes Bild: Während die Grundstücke und Bauten und geleisteten Anzahlungen auf Anlagen im Bau rückläufig sind, ist den technischen Anlagen und Maschinen ein Anstieg zu verzeichnen. Dies ist insbesondere auf die Fertigstellung des Projektes Erneuerung TV-Komplex zurückzuführen.
Die Finanzanlagen umfassen im Wesentlichen das Deckungsstockvermögen (alte und neue Altersversorgung). Im Vergleich zum Vorjahr ist ein Anstieg um 6,4 Mio. € auf 90,5 Mio. € zu verzeichnen.
Das Programmvermögen aus fertigen und unfertigen Produkten sowie aus geleisteten Anzahlungen ist um 0,4 Mio. € auf 4,2 Mio. € gesunken, insbesondere durch geringere Anzahlungen.
Das Umlaufvermögen liegt mit 30,2 um 5,5 Mio. € unterhalb des Vorjahres, da insbesondere das zweckgebundene Sondervermögen der Rundfunkbeiträge um 2,9 Mio. € auf 7,1 Mio. € gesunken ist. Darüber hinaus wurden im Vorjahr vorhandene unfertige Auftragsproduktionen fertiggestellt, so dass die Vorräte ebenfalls reduziert haben. Des Weiteren liegen größere Verschiebungen im Umlaufvermögen vor: Die im Vorjahr vorhandenen Wertpapiere des Umlaufvermögens wurden veräußert und dem Tagesgeldkonto zugeführt. Die sonstigen Vermögensgegenstände des Vorjahres bestanden in Höhe von 2,8 Mio. €. durch eine Forderung gegenüber dem Finanzamt, die zwischenzeitlich eingegangen ist.
Dem Sondervermögen wurde zum einen ein Betrag von 4,4 Mio. € entnommen und gleichzeitig ein Betrag von 1,5 Mio. € für die Beitragsrücklage II zugeführt, so dass sich insgesamt eine Reduzierung um 2,9 Mio. € ergibt. Die Entnahme in Höhe von 4,4 Mio. € betrifft mit 4,0 Mio. € die Beitragsrücklage I und mit 0,4 Mio. € die Beitragsrücklage II.
Insgesamt verfügte der Konzern zum 31. Dezember 2019 über eine Liquidität von 19,2 Mio. €, wovon 4,0 Mio. € dem Sondervermögen Beitragsmehrerträge zugeordnet sind.
Das Vermögen wird neben dem Eigenkapital durch Fremdkapital finanziert. Die Passivseite der Bilanz hat sich wie folgt entwickelt:
Der im Vorjahr bestehende Sonderposten für erhaltene Investitionszuschüsse in Höhe von 3,0 Mio. € wurde im Berichtsjahr vollständig aufgelöst. Mit dem Standortwechsel 2006 hat Radio Bremen zur Finanzierung der technischen Investitionen bei der Radio Bremen Media GmbH eine Kapitalrücklage in Höhe von 26,6 Mio. € gebildet. Die Radio Bremen Media GmbH hat diese in den Vorjahren ratierlich an Radio Bremen zurückgeführt. Als Gegenposition fungierte bei Radio Bremen der Sonderposten für erhaltene Investitionszuschüsse. Mit der Rückführung der restlichen Rücklage in Höhe von 1,5 Mio. € durch die Radio Bremen Media GmbH und einer ertragswirksamen aber liquiditätsneutralen Auflösung von weiteren 1,5 Mio. € ist der zum Vorjahresstichtag bilanzierte Sonderposten von 3,0 Mio. € bei Radio Bremen nunmehr vollständig aufgelöst. Damit sind sämtliche Vorgänge aus dem damaligen Standortwechsel abgeschlossen.
Im Fremdkapital sind Pensionsrückstellungen und ähnliche Verpflichtungen mit 132,3 Mio. € und weitere Rückstellungen mit 11,6 Mio. € enthalten.
Die mittel- und langfristigen Kreditverbindlichkeiten belaufen sich auf 7,4 Mio. €. Kurzfristige Kreditverbindlichkeiten bestehen aus dem planmäßigen Tilgungsanteil in Höhe von 1,2 Mio. € für die Tilgung des Darlehens im Zusammenhang mit dem Bau des neuen Funkhauses sowie in Höhe von 0,5 Mio. € für die Tilgung des Investitionsdarlehens im Zusammenhang mit dem Projekt Erneuerung TV-Komplex. Darüber hinaus umfassen die sonstigen Verbindlichkeiten noch 2,3 Mio. € aus der ARD-Liquiditätshilfe 2013/2014 und 2,4 Mio. € aus dem Darlehen, das Radio Bremen 2015 und 2016 im Rahmen des Finanzausgleichs von der ARD gewährt wurde. 2019 wurden diese Darlehen anteilig wie geplant getilgt, was im Wesentlichen die Veränderung gegenüber dem Vorjahr ausmacht.

C. Wesentliche Chancen und Risiken der zukünftigen Entwicklung

1.
Bereits seit 2000 arbeitet die ARD systematisch und nachhaltig an der Umsetzung ihrer begonnenen Strukturreform. Kooperationen werden gestärkt und Synergiepotenziale genutzt. Radio Bremen unterstützt dies ausdrücklich. Der Reformprozess ist aber noch nicht abgeschlossen. Die ARD hat zugesagte Einsparung von 311 Mio. € bis 2024 in ihre Anmeldung zum 22. KEF-Bericht eingeplant. Bis 2028 erhöht sich die Einsparung auf 588 Mio. €.
Die KEF würdigt in ihrem Bericht grundsätzlich die Strukturprojekte. Sie sieht zum Teil jedoch weitere Einsparpotenziale, speziell was das Vergütungsniveau der Anstalten betrifft und wenn es um die Kooperationen zwischen den Rundfunkanstalten geht.
Wie bereits in der Vergangenheit ist Radio Bremen auch weiterhin dazu bereit, sich an den Sparanstrengungen zu beteiligen. In der ARD wird bereits damit begonnen, zu prüfen, wo zusätzliche Synergien, auch innerhalb des Programms, gehoben werden können.
Im Bereich Personal gehört Radio Bremen zu den Anstalten, die – im Vergleich zum öffentlichen Sektor – bereits ein angemessenes Vergütungsniveau aufweisen. Hier besteht deshalb kein akuter Handlungsbedarf. Angesichts umfangreicher Sparmaßnahmen und Strukturänderungen in den letzten zwanzig Jahren hat Radio Bremen seinen Personalstand bereits um gut ein Drittel reduziert.
2.
Die Länder streben darüber hinaus weitere Reformen für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk an, ohne dass sie sich bisher auf eine gemeinsame Linie einigen konnten. Eigentlich sollte das Thema am 6. Juni 2019 auf der Ministerpräsident*innenkonferenz behandelt werden, wurde dann aber von der Tagesordnung genommen. Vor allem nach Einwänden von Landesregierungen, an denen die FDP beteiligt ist, sind die Reformen zur Zeit offenbar nicht einigungsfähig.
Auch die Diskussion um ein Indexmodell, das mittelfristig das klassische Verfahren zur Ermittlung des Finanzbedarfs ablösen könnte, ist Ende 2019 aufgrund des Widerstands einzelner Bundesländer vorerst gescheitert.
3.
Wie bereits in Abschnitt A (3. Wichtige Vorgänge des Geschäftsjahres) thematisiert, erfolgt die Anhebung des Rundfunkbeitrags nur unter der Voraussetzung, dass alle Landesparlamente dem geänderten Rundfunkfinanzierungsstaatsvertrag zustimmen. Auch der zwischen den ARD-Anstalten ausgehandelte Finanzausgleich ist davon abhängig, dass die Landtage der Empfehlung der KEF folgen.
Bereits Anfang März hatten die Ministerpräsident*innen dem Entwurf des neuen Rundfunkfinanzierungsstaatsvertrages zugestimmt. Bei dieser Abstimmung hat sich Sachsen-Anhalt seiner Stimme enthalten. Um möglichst die Basis für die Zustimmung aller Bundesländer zu sichern, berät eine eigene Arbeitsgruppe über die Stärkung der Präsenz der ARD in den Staatsvertragsländern des Mitteldeutschen Rundfunks. Zwischen den Anstalten herrscht außerdem Einigkeit darüber, dass es zur selbstverständlichen Verpflichtung und Verantwortung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks gehört, mit den ihm anvertrauten Mitteln so sparsam, wirtschaftlich und effizient wie möglich umzugehen. Die Anstalten verweisen dazu auf den laufenden Strukturreformprozess.
Sollte es nicht zu einer Ratifizierung des Rundfunkfinanzierungsstaatsvertrages bis Ende Dezember kommen, wäre ab dem 1. Januar 2021 die verfassungsgemäß garantierte „bedarfsgerechte Finanzierung“ des öffentlich-rechtlichen Rundfunks nicht mehr gesichert.
Die Sender könnten dann dagegen klagen. Bis es aber zu einer Entscheidung käme, ist das Risiko hoch, dass finanzielle Einschnitte vorgenommen werden müssen, die im schlimmsten Fall auch die Programmangebote von Radio Bremen betreffen würden.
4.
Trotz kontroverser Diskussionen um die Anhebung des Rundfunkbeitrags, ist innerhalb der Bevölkerung die Glaubwürdigkeit des öffentlich-rechtlichen Rundfunks weiter hoch. Bei einer Befragung im Januar 2020 sprechen knapp 67 % der Befragten der Berichterstattung von ARD und ZDF großes bzw. sehr großes Vertrauen aus.
Um auch weiterhin vertrauenswürdige, unabhängige und seriöse Informationen, dazu hochwertige mediale Bildungs-, Kultur- und Unterhaltungsangebote zu jeder Zeit und an jedem Ort für alle Bürger*innen im Land bereitzustellen, hat sich die ARD 2019 zum Ausbau der sogenannten „Big Five“-Plattformen entschlossen und sie mit entsprechenden finanziellen Mitteln ausgestattet. Bei den Plattformen handelt es sich um: ARD Mediathek, ARD Audiothek, tagesschau.de, sportschau.de und KiKa.de. Die Plattformen sollen nicht isoliert angeboten werden, sondern vielmehr als vernetztes Gesamtangebot, das es den Nutzer*innen auch ermöglicht, die Interessen über Querverweise auf den unterschiedlichen Portalen zu verfolgen. Radio Bremen kann durch besondere Online-First-Angebote, speziell für Audiothek und Mediathek, innovative Formate beisteuern und die Gemeinschaftsangebote dadurch inhaltlich noch attraktiver gestalten.
Vor dem Hintergrund der zunehmenden non-linearen Nutzung von TV- und Audioangeboten ganzer Altersgruppen und der unübersichtlich großen Anzahl an Informationsangeboten im Netz, wird durch die Konzentration auf die fünf reichweitenstarken Angebote für die Nutzer*innen ein deutlich besserer Zugang zum journalistisch hochwertigen Informationsangebot der ARD geschaffen. Gleichzeitig verändert die ARD ihre internen Strukturen und passt sie auf die Herausforderungen der Digitalisierung und des crossmedialen Arbeitens in einem föderalen Medienverbund an.
Dazu wird es zukünftig eine integrierte Programmplanung geben, die die redaktionelle Verantwortung sowohl für die ARD Mediathek wie auch für das Erste in der Programmdirektion Erstes Deutsches Fernsehen bündelt. Durch das Zusammenwachsen der Gewerke wird sich für die Menschen, die die Gemeinschaftsangebote nutzen, ein stimmiges Gesamtbild über alle Kanäle hinweg ergeben.
Die eigenen journalistischen Angebote bei gleichbleibend hoher inhaltlicher Qualität auch online stärker zu vernetzen und dadurch für alle Menschen im Land besser zugänglich zu machen, darin besteht eine große Chance für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Wie wichtig eine seriöse Berichterstattung und ein guter Zugang dazu für die demokratische Gesellschaft sind, zeigt sich ganz aktuell im Zuge der Coronakrise.
5.
Das Coronavirus führt seit Mitte März 2020 zu erheblichen Einschränkungen des öffentlichen Lebens im Bundesland Bremen, in Deutschland und in ganz Europa. Was die Menschen jetzt suchen, sind Informationen, auf die sie sich verlassen können. Dem hohen Informationsbedürfnis kommt das Erste mit verschiedenen Sondersendungen, u.a. einem täglichen ARD extra im Anschluss an die Tagesschau nach.
Das Regionalmagazin von Radio Bremen buten un binnen sendet im Zuge der Krise fast monothematisch über Corona. Auf der Internetseite butenunbinnen.de stellt die Redaktion in einem Live-Ticker ständig aktualisierte Informationen bereit. Auch die vier Hörfunkwellen von Radio Bremen und COSMO berichten ausführlich über Corona. Unter #coronageschichten bietet Radio Bremen eine Sammelseite auf der die Menschen im Radio Bremen Land ihr Leben in der Coronakrise zu schildern können. So entsteht ein breites Bild unterschiedlichster Ansätze, Geschichten, Tipps und zugleich vernetzen die Geschichten, die Menschen im Land.
Darüber hinaus bieten ARD Anstalten u.a. eigene Bildungsangebote für Kinder und Kultur- und Freizeitsendungen, die die aktuelle Lücke im gesellschaftlichen Leben schließen helfen sollen. Wie wichtig die gesamte Berichterstattung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks für die Menschen ist, wird zum einen durch die stark gestiegenen Einschaltquoten und Abrufzahlen der Onlineseiten deutlich, zum anderen durch viele positive – dankbare –Social-Media-Kommentare und andere Reaktionen.
Die Coronakrise bietet die Möglichkeit, die Sinnhaftigkeit eines unabhängigen, auf journalistische Qualität bedachten, öffentlich-rechtlichen Rundfunks für die breite Gesellschaft erlebbar zu machen. Viele Menschen erkennen den Wert des öffentlich-rechtlichen Rundfunks wieder deutlicher, wodurch auch die Beitragsakzeptanz ansteigen könnte. Gleichzeitig wird der Rundfunk wie auch andere Unternehmen, öffentliche Einrichtungen und die gesamte Kreativbranche vor große Herausforderungen gestellt. Nahezu alle fiktionalen Film- und Fernsehproduktionen mussten verschoben werden, geplante Sportgroßereignisse, z.B. die Fußball-EM und die Olympischen Spiele, finden erst 2021 statt. Die Programmbeschaffung wird, je länger die Krise andauert, immer schwerer. Unklar ist auch, wie sich wirtschaftliche Lage auf die Werbeeinnahmen auswirken wird. Zu erwarten steht außerdem, dass eine steigende Arbeitslosenquote zu Beitragseinbußen führen wird.
Für Radio Bremen als Arbeitgeber hat in der Corona-Krise die Sicherheit der eigenen Mitarbeiter*innen oberste Priorität. Gleichzeit steht der Schutz vor dem Virus im Spannungsfeld mit der systemrelevanten Aufgabe gerade jetzt den Sendebetrieb zu gewährleisten Das Direktorium hat deshalb einen Krisenstab eingerichtet, der täglich über neue Maßnahmen berät, u.a. arbeitet ein Großteil der Mitarbeiter*innen seit Beginn der Krise im Homeoffice.
Da die Coronakrise zum Zeitpunkt dieser Berichterstellung weiter andauert, bleibt abzuwarten, welche Auswirkungen sich noch ergeben werden.
6.
Zusätzliche finanzielle Belastungen, könnten durch die Auflösung des Institutes für Rundfunktechnologie (IRT) entstehen. Nach dem ZDF hatten auch alle ARD-Anstalten den IRT-Gesellschaftsvertrag zum 31. Dezember 2020 gekündigt. Die Abstimmung dazu, ob und in welcher Form das IRT auch über das Ende des Jahres hinaus in neuer Form weitergeführt werden kann, ist Mitte Juni 2020 noch nicht abgeschlossen.
Welche Kosten tatsächlich auf Radio Bremen zukommen werden, ist maßgeblich davon abhängig, was die Gesellschafter letztlich entscheiden werden.
7.
Mit der Neufassung des WDR-Gesetzes wird die Werbezeit für die Hörfunkprogramme des WDR eingeschränkt. Mit Beginn 2017 wurde sie von 90 Minuten auf 75 Minuten täglich in zwei Programmen reduziert.
Diese Beschränkung hat auch Auswirkungen auf die Werbeeinnahmen aller anderen ARD-Anstalten, da der WDR im bevölkerungsstärksten Bundesland NRW eine zentrale Bedeutung bei den nationalen Werbekombinationen der AS&S spielt. Die beschränkten Werbezeiten in NRW werden zum Nadelöhr für nationale Kampagnen und machen insbesondere die AS&S-Deutschlandkombi unattraktiv, sobald die Kapazitäten in NRW erschöpft sind.
Die für 2019 geplante zweite Stufe der Reduzierung der Radio-Werbezeiten beim WDR auf nur noch ein werbeführendes Programm wurde auf Beschluss des NRW-Landtags auf den Januar 2021 verschoben. Bis dahin sollen Gutachten zur Auswirkung der Reduzierung erstellt werden.
Im Geschäftsjahr 2020 ist die Verschmelzung der Radio Bremen Media GmbH mit der Bremedia Produktion GmbH geplant. Durch die Verschmelzung können Synergieeffekte geschaffen werden sowie Kosten in der Unternehmensfamilie Radio Bremen gesenkt werden.
8.
Radio Bremen ist für die Bremedia Produktion GmbH größter und somit wichtigster Auftraggeber. Folglich ist der künftige Geschäftsverlauf eng mit der finanziellen Ausstattung des Hauptkunden verbunden.
Um dem Risiko eines langfristig abnehmenden Auftragsvolumens Radio Bremens entgegenzustehen, werden Maßnahmen zur Senkung der Produktionskosten ergriffen. So konnte im Rahmen der Modernisierung des TV-Komplexes, welche in 2019 abgeschlossen wurde, durch Regieautomation und Kamerarobotik die Produktionsweise der Studio-Sendungen schlanker und flexibler gestaltet werden. Dadurch wurde auch die antizipierte Reduzierung der im täglichen Studiobetrieb eingesetzten Mitarbeitenden realisiert.
Weitreichende Chancen für Wachstum und Profitabilität bestehen langfristig in der Produktion für andere Rundfunkanstalten. Zudem sind kommende Tatort-Produktionen aufgrund des Beschlusses der Intendant*innen der ARD im Rahmen des Finanzausgleiches mittelfristig finanziell gesichert.
9.
Die Ertrags- und Aufwandsrechnung sieht im Wirtschaftsplan 2020 einen Jahresfehlbetrag von -2 394 T€ vor. Das geplante Ergebnis unterschreitet damit das planerische Ergebnis des Vorjahres (Vorjahr: -1 888 T€). Bei nahezu konstanten Erträgen liegen die Gründe hierfür insbesondere in den höheren Personalaufwendungen. Diese ergeben sich durch höhere Zuführungen zu den Pensionsrückstellungen aufgrund der unterstellten Zinsentwicklung. Innerhalb der Sachaufwendungen ist dagegen aufgrund besonderer Ereignisse – wie zum Beispiel die Bremer Bürgerschaftswahl in 2019 – ein niedrigerer Ansatz als im Vorjahreswirtschaftsplan vorgesehen. Die oben beschriebene Planung wurde vor der Pandemie aufgestellt und berücksichtigt noch keine möglichen negativen Effekte durch das Coronavirus, welche im folgenden Absatz erörtert werden.
Die Entwicklung der Ertrags- und Aufwandsrechnung 2020 wird darüber hinaus von der aktuellen Pandemie des Coronavirus beeinflusst werden. Es ist damit zu rechnen, dass aufgrund der verschlechterten wirtschaftlichen Lage die Rundfunkbeiträge und damit auch die Erträge aus dem Finanzausgleich geringer als ursprünglich geplant ausfallen werden, da mit einer höheren Befreiungsquote bzw. Forderungsausfallquote zu rechnen ist. Für den Werbemarkt ist ebenfalls mit einer rückläufigen Entwicklung zu rechnen. Gleiches gilt für den Kapitalmarkt. Gegenläufige Effekte zeichnen sich durch ausfallende Veranstaltungen und damit einhergehende Produktionsausfälle ab. Insgesamt geht Radio Bremen unter Berücksichtig der negativen Corona-Effekte derzeit von Mindereinnahmen von etwa 3 Mio. € für das Jahr 2020 aus.

D. Schlussbemerkung

Bereits im letzten Lagebericht war die medienpolitische Lage in Deutschland so unklar wie seit Jahren nicht mehr. Zum aktuellen Berichtszeitpunkt herrscht durch die Veröffentlichung des 22. KEF-Berichts immerhin die Gewissheit, dass die Kommission ab 2021 einen gestiegenen Finanzbedarf der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten anerkennt und der Politik die Anhebung des Rundfunkbeitrages auf 18,36 € empfiehlt. Mit der Einigung der ARD-Anstalten zu einer Erhöhung des Finanzausgleichs zugunsten von Radio Bremen und dem Saarländischen Rundfunk ist außerdem ein entscheidender Schritt zur nachhaltigen Sicherung der Existenz der kleinen Rundfunkanstalten gelungen. Nun wird es darauf ankommen, dass alle 16 Bundesländer der Empfehlung der KEF folgen und der Rundfunkbeitrag wie geplant steigen wird. An dieser Entscheidung hängt nicht nur die allgemeine Finanzierung des gesamten öffentlich-rechtlichen Rundfunksystems, sondern auch die für Radio Bremen besonders wichtige Umsetzung des neu ausgehandelten ARD-Finanzausgleichs.

Für die laufende Periode 2017 bis 2020 bleibt es bei der Zusage Radio Bremens gegenüber seinen Aufsichtsgremien, am Ende der Periode wie in den Beitragsperioden vorher, ein ausgeglichenes operatives Ergebnis vorzulegen. Um dieses Ziel zu erreichen, wird der Vollzug des Wirtschaftsplans 2019 entsprechend gesteuert und der Wirtschaftsplan 2020 den Einnahme-Prognosen angepasst. Radio Bremen bewegt sich seit Jahren möglichst dicht an den tatsächlichen Einnahme-Verläufen, um nicht unnötig Programm-Angebote abzubauen. Zu den Aufgaben der gesamten Unternehmensgruppe gehört es dabei, wo immer möglich, Prozesse und Produkte zu überprüfen und zu optimieren.

Radio Bremen wird sich in diesem Sinne darauf konzentrieren, seine vorhandenen Programme stabil im Markt zu halten, diese kontinuierlich weiterzuentwickeln und sich immer wieder, mit besonderen Programmideen als Motor für Innovationen gegenüber dem Publikum und innerhalb der ARD zu profilieren.

Wachstum wird es bei Radio Bremen und in der gesamten ARD im Digitalen geben. Diese wird eng gekoppelt an eine Priorisierung der gesamten Angebotsstrategie vorgenommen. Für den Ausbau der non-linearen Angebote wird Radio Bremen im Herbst 2020 erstmals einen Tatort in Form einer Mockumentary für die ARD-Mediathek produzieren. Auffällige Formate für die ARD-Audiothek, wie der zweite Teil des Hörspiels zur Serie Babylon Berlin, befinden sich mit Beteiligung von Radio Bremen bereits in der Produktion. Sofern der Finanzausgleich 2021 in Kraft tritt, ist die Entwicklung weiterer innovativer Audioformate für die ARD-Audiothek geplant.

Die Verbesserung der vorhandenen Angebote und der dazugehörigen Abläufe, wie die crossmediale Vernetzung der regionalen Aktualität, haben mit der 2019 abgeschlossenen Reorganisation der Chefredaktion begonnen und werden innerhalb der Redaktionen fortgesetzt.

Dazu gehört weiterhin auch die Stärkung der Bindung und des Dialogs mit den unterschiedlichen Zielgruppen Radio Bremens.

Durch die neue Intendantin befördert, rückt außerdem Diversität (Diversity) immer stärker in den Fokus. So werden die verschiedenen Dimensionen von Diversity, von Gleichbehandlungsfragen bei Männern und Frauen, über Fragen der Herkunft der personellen Diversität über soziale, regionale, weltanschauliche Aspekte, bereichsspezifisch in den Blick genommen und mit konkreten Maßnahmen von Ausschreibungen bis zu Kriterien für die Programmarbeit behandelt.

Nachhaltigkeit ist ein Thema über das die ARD und Radio Bremen nicht nur berichten. Als Akteur und Arbeitgeber will Radio Bremen den eigenen Beitrag zur Erreichung von Klima- und Nachhaltigkeitszielen noch verstärken.

Ein wichtiges, wenn auch nicht das alleinige Ziel des Projektes, besteht darin, möglichst zusätzliche Maßnahmen zur Einsparung von CO2 zu ergreifen.

Ebenso relevant ist eine Debatte über technologische Entwicklungen zum Beispiel in Bezug auf Künstliche Intelligenz (KI), der sich auch Radio Bremen stellen wird.

Alle strategischen Bemühungen, sei es zu Dialog, zu Diversity, zu Nachhaltigkeit oder im Bereich KI verfolgen das gemeinsame Ziel, den Wert des öffentlich-rechtlichen Rundfunks für die Gesellschaft zu steigern und damit auch die Legitimation des Rundfunkbeitrags zu stärken. Wenn das gelingt, wird Radio Bremen auch 75 Jahre nach der Gründung und in Zeiten digitalen Medienwandels die eigene Zukunftsfähigkeit und auch die der ARD stetig neu beweisen können.

Bremen, den 3. Juli 2020

Dr. Yvette Gerner
(Intendantin)

Fußnoten

1)

 Ein „Besuch“ (Visit) umfasst alle Aktionen einer Nutzerin oder eines Nutzers innerhalb eines bestimmten Zeitraums. Ruft ein User innerhalb von 30 Minuten keine neuen Seiten der Website auf, gilt dies als Ende des Besuchs.



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